Als eine Art „Brennglas“ bezeichnet Janbernd Lütke Brintrup, stellvertretender KAB-Bezirksvorsitzender aus Lüdinghausen die derzeitige Corona-Krise. Es träte deutlich zu Tage, was in der Arbeitswelt schon lange im Argen liegt – nämlich unzureichende Arbeitsbedingungen und Löhne in der Pflege sowie menschenunwürdige Arbeits- und Wohnbedingungen in der Fleischindustrie. Beides waren die zentralen Themen eines Gespräches zwischen Vertreter*innen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Coesfeld und dem Landtagsabgeordneten André Stinka aus Dülmen.
Einig waren sich der Landespolitiker und die KAB-Vertreter*innen, dass nun, so Stinka „durchgreifende Maßnahmen“ im Gesundheitsbereich und im Bereich der Fleischindustrie nötig sind.
Ein Verbot von Werkverträgen in der fleischverarbeitenden Industrie fordert Lütke Brintrup. Er machte deutlich, dass die Werkverträge ein Kernproblem der strukturellen Missstände seien.
Benedikt Kemper, Rechtssekretär der KAB im Bistum Münster, warnt davor, nur an die Herausforderungen der Krise zu denken. „Was wir brauchen sind nachhaltige Veränderungen zugunsten der Arbeitnehmer*innen“, sagt er deutlich. Die Belastung in der Pflege sei hoch, das erfahre er in seiner täglichen Arbeit in der Beratung von Mitarbeiter*innen aus Krankenhäusern und Altenheimen. Viele, die hochmotiviert ihre Arbeit begonnen hätten, würden nach und nach resignieren. Die Gefahr, dass Menschen im Gesundheitssystem den Job aufgeben, wenn eine andere Alternative da sei, sei hoch.
Es gehe im Kern darum, so Stinka, die Frage zu klären, wie die Gesellschaft nach Corona aussehen wird. Die KAB, so lobt der Politiker, habe deutlich die Finger in die Wunden gelegt. Nun sei es an den Regierungen, so KAB-Rechtssekretär Kemper, auch an André Stinkas SPD, die richtigen, dauerhaften Maßnahmen für eine solidarische Gesellschaft auf den Weg zu bringen.